Herbsttreffen 2011 in Großrinderfeld.

Fachvortrag zum Thema Wiesenweihenschutz.

Wiesenweihenschützer beim Vermessen und Beringen von Jungvögeln: Claudia Pürckhauer (Mitte) und Karl-Heinz Geier vom LRA Main-Tauber-Kreis (rechts). (Foto: M. Nuß/NABU)
Wiesenweihenschützer beim Vermessen und Beringen von Jungvögeln: Claudia Pürckhauer (Mitte) und Karl-Heinz Geier vom LRA Main-Tauber-Kreis (rechts). (Foto: M. Nuß/NABU)

Einem äußerst erfolgreichen Artenhilfsprogramm widmete sich die diesjährige Herbstversammlung des NABU-Kreisverbands Main-Tauber in Großrinderfeld.

NABU-Kreisvorsitzender Michael Salomon konnte Diplom-Biologin Claudia Pürckhauer, Mitarbeiterin des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) und Koordinatorin des bayerischen Wiesenweihen-Schutzprogramms zu einem durch zahlreiche Bilder und Statistiken unterstützten Fachvortrag zum Thema „Das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe in Main-franken – ein Erfolgsmodell im Arten-schutz“begrüßen.
Der seltene Greifvogel Wiesenweihe hatte im süddeutschen Raum bis in die 1980er Jahre vor allem im bayerischen Donaugebiet gebrütet, mit abnehmender Tendenz. In Mainfranken war die Wiesenweihe zuerst im Jahre 1994 mit zwei Brutpaaren festgestellt worden. Seitdem hat sich diese Population, auch durch Einwanderung aus anderen Wiesenweihengebieten, geradezu explosionsartig entwickelt, so dass 2011 171 Brutpaare in Mainfranken gezählt werden konnten. Diese außergewöhnliche Entwicklung wird sicherlich dadurch begünstigt, dass der Zugvogel Wiesenweihe – die Überwinterung findet südlich der Sahara statt – im Ochsenfurter Gäu ideale Brutbedingungen vorfindet. Sowohl das warme und niederschlagsarme Klima als auch die Gersten- und Winterweizenfelder des Gäus ermöglichen dem Bodenbrüter eine Bruterfolgsrate von über 50 %. Von den im Jahr 2011 zwischen dem Grabfeld im Norden und Rothenburg o.T. im Süden 171 brütenden Paaren waren 96 Paare erfolgreich und es flogen 307 Jungvögel aus. Mit einer Fortpflanzungsrate von 2,17 Jungvögeln pro Paar ist der Bruterfolg im langjährigen Durchschnitt höher als in anderen europäischen Brutregionen. Die Jungvögel werden zu wissenschaftlichen Zwecken beringt und mit Flügelmarken versehen, für genetische Untersuchungen werden auch Blutproben entnommen.

Erfreulicherweise hat sich die Population inzwischen auch auf den Main-Tauber- Kreis ausgedehnt. Hier brüteten 2011 7 Paare, davon 4 erfolgreich mit insgesamt 10 aus-geflogenen Jungvögeln.

Die Referentin machte deutlich, dass diese überragenden Bruterfolge jedoch nur durch massive Schutzmaßnahmen möglich sind. Ohne das Wiesenweihenschutzprogramm würde die Population schnell zusammenbrechen, da 2/3 der Jungvögel zur Erntezeit noch nicht flügge sind. Gäbe es kein Schutzprogramm, würden diese Jungvögel vom Mähdrescher getötet werden. Daher werden alle Nester im Rahmen des Programms gesucht und die Landwirte verständigt. Die Landwirte schützen die Bruten, indem sie eine Fläche von 50 x 50 m rund um das Nest bei der Ernte aussparen. Sie werden für den Ernteverlust und den Mehraufwand entschädigt.

In diesem Zusammenhang betonte Claudia Pürckhauer die gute Zusammenarbeit von Behörden, Landwirten und privatem Naturschutz und dankte ausdrücklich den Landwirten, Karl-Heinz Geier vom Landratsamt des Main-Tauber-Kreis und den ehrenamtlichen Helfern Rudi Dehner und Karl Ott für ihren zeitintensiven Einsatz, dauert es doch manchmal mehrere Stunden und Tage, bis ein Brutplatz bestimmt werden kann.

Dem Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an, bei der auch der Sinn solcher Artenschutzmaßnahmen durchaus einmal kritisch hinterfragt wurde.

Michael Salomon dankte Claudia Pürckhauer für ihre interessanten Ausführungen und wies abschließend die zahlreich erschienenen Zuhörer auf die neue Homepage des NABU-Kreisverbands hin, auf der unter www.nabu-main-tauber-kreis.de  aktuelle Informationen des Kreisverbands abgerufen werden können.

Die Fränkischen Nachrichten berichteten über die Kreisversammlung am 12.12.2011:

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