Empfehlungen zum Mähen von Wiesen, Wegrändern etc.

Empfehlungen des NABU Kreisverbands Main-Tauber.

Tierschonendes Mähen:


Wann ist der richtige Zeitpunkt? Was ist die beste Methode?

 

Seitdem das Insektensterben und der Artenschwund allgemein zu in der Öffentlichkeit präsenten Themen geworden sind, häufen sich die Anfragen bei den Naturschutzgruppen und Naturschutzverbänden bezüglich des richtigen Zeitpunkts und der richtigen Methode für die Wiesenmahd.

Zunächst gilt natürlich, dass Wiesen gemäht werden müssen, um sie als Lebensraum für eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt zu erhalten. Offensichtlich ist aber auch, dass die Mahd für die dort lebenden Tiere eine plötzliche und drastische Veränderung ihres Lebensraums bedeutet: Sie verlieren Deckung, den Schutz vor Witterungseinflüssen und notwendige Nahrung. Größte Gefahr kommt noch durch die Mähgeräte hinzu. Unzählige Tiere - von Insekten über Amphibien und Reptilien bis hin zu Säugetieren wie z. B. Feldhasen und Rehkitzen - werden jedes Jahr durch die Mähgeräte getötet oder verstümmelt.

Die Frage, wie man diese negativen Begleiterscheinungen der Wiesenmahd wenigstens etwas einschränken kann, ist nicht einfach zu beantworten. Eine Universallösung sowohl den Zeitpunkt der Mahd als auch die Mähmethode betreffend gibt es nicht.

Um es ganz klar zu sagen, eine Wiese zu einem Zeitpunkt zu mähen, der allen Tiergruppen gerecht wird, ist nicht machbar. Hier ist eine Entscheidung zu treffen, welche Tierarten man in erster Linie schützen will – abhängig davon, ob und in welcher Quantität sie auf der Wiese vorhanden sind. D. h., der Mähzeitpunkt sollte an die zu schützende Tiergruppe angepasst werden. Bei Bodenbrütern und in Bodennähe brütenden Vögeln wie z. B. der Feldlerche und der Goldammer sollte nach dem Abschluss der Brut, also ab Anfang August gemäht werden. Will man Bienen und Hummeln schützen, sollte bei bedecktem Himmel und kühleren Temperaturen, zum Schutz von Schmetterlingen hingegen bei höheren Temperaturen gemäht werden.
Für Reptilien wie die Ringelnatter oder die Zauneidechse ist Mähen bei kühlem Wetter bzw. am Morgen oder Abend am besten. Amphibien wiederum ziehen sich bei sonnigem, heißen Wetter in ihre Verstecke zurück.
Streuwiesen bzw. artenreiche Blühwiesen sollten erst spät im Herbst gemäht werden, um spät blühenden Pflanzen und davon abhängigen Tierarten genügend Zeit für ihre Entwicklung zu geben.

Was die Mähmethode anbelangt, ist nachgewiesen, dass bei dem Einsatz von nach dem Rotationsprinzip arbeitenden Geräten wie z. B. Kreisel- oder Trommelmähwerke die Verlustrate sehr hoch ist, nur ca. 20 % der Insekten überleben deren Einsatz. Bei der Verwendung von Mulchgeräten sieht das Ergebnis nicht viel besser aus. Die naturverträglichste Mähtechnik wäre der Einsatz von Messerbalken-Mähwerken, hier haben ca. 50 % der Insekten eine Chance zu überleben. Realistisch gesehen ist es jedoch so, dass die meisten Landwirte bzw. kommunalen Straßenmeistereien und Bauhöfe solche Geräte nicht mehr besitzen bzw. deren Einsatz zu zeit- und damit zu kostenaufwändig ist.

Was das Mähen selbst anbelangt, sollte die zu mähende Fläche von innen nach außen oder von einer Seite zur anderen bearbeitet werden, um den Tieren eine Fluchtmöglichkeit zu lassen. Gut wäre eine sog. Mosaikmahd, d.h große Flächen könnten gestaffelt im Abstand von zwei bis drei Wochen gemäht werden, damit Rückzugsflächen erhalten bleiben. Besonders zum Schutz von Insekten hat sich das Mähen in Streifen – jährlich abwechselnd bewährt, auch können Randstreifen stehen gelassen werden.
Beim Mähen von Böschungen, Dämmen und Wegrändern sollten grundsätzlich nur die für die Gewährung der Verkehrssicherheit notwendigen Bereiche gemäht werden, oft genug wird jedoch bis an die nächste Hecke oder das nächste Gebüsch gemäht und somit wertvoller Lebensraum zerstört.

Ein besonderes Problem stellen Rehkitze dar. Hier sollte in Kooperation mit dem zuständigen Jäger die Fläche vorher abgesucht werden, auch lassen sie sich mit speziell entwickelten Infrarot-Sensoren aufspüren. Die Rehe könnten am Tag vor der Mahd mit Blinklichtern, Baustellenlampen und /oder Stofffetzen, Tüchern, raschelnden Plastiksäcken oder auch grellen Pieptönen und mit Gerüchen vertrieben werden. Zudem gibt es sog. Kitzretter, die seitlich am Mähwerk befestigt sind.

Bei aller Differenzierung lässt sich zusammenfassend dennoch sagen, dass die die Mahd in aller Regel möglichst spät erfolgen und die Anzahl der Schnitte auf das absolut notwendige Minimum beschränkt werden sollte.


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